Alles ist gut und schön und feinstens

…sagt der Gynäkologe. Franzbert hat nun fast 5 cm, rudernde Ärmchen und Beinchen und einen großen Kopf. Alles da, wo es hin soll, nicht zuviel und nicht zu wenig. Die Nackenfalte sehe auch in Ordnung aus, wenngleich man dies zu einem so frühen Zeitpunkt (11 + 0) noch nicht mit Sicherheit sagen kann. Das Hämatom ist verschwunden, die Plazenta sieht regelrecht aus. Gott, mir sind Geröllhalden vom Herz gefallen. Heute habe ich mir auch den Mutterpass geben lassen, bei den Terminen davor war ich noch zu skeptisch. „Zweckpessimistisch“, wie mein Gyn sagt.

Da uns von langen Autofahrten wegen des Hämatoms abgeraten wurde konnten wir nun nicht wie geplant nach Frankreich zu meiner Familie fahren. Stattdessen haben wir Weihnachten bei Schwiegermuttern gefeiert und werden Sylvester mit Freunden zu Hause verbringen. Ist auch gut. Bei 11 Stunden Autofahrt (wenn es gut läuft) hätte ich mir ohnehin zu viele Sorgen gemacht, daß was schief geht.

Die letzten Wochen waren wahnsinnig anstrengend, wir alle waren fürchterlich erkältet, Klein- E hatte Fieber, ich hatte Fieber und wir alle haben herumgerotzt und – gehustet, daß es eine wahre Pracht war. Leider musste ich 7 Tage ein Antibiotikum nehmen, was laut Embryotox in Ordnung war, mich aber trotzdem gestresst hat. Momentan fühle ich mich wahnsinnig humor- und energielos, das ist sicherlich der vermaledeiten Krankheitsphase geschuldet, die uns keine Nacht hat ruhig schlafen lassen aber bestimmt auch dem Versuch, alles, was mit Schwangerschaft zu tun hat, (noch) nicht an mich ranzulassen. Auch das super Ergebnis heute kann ich irgendwie gar nicht richtig glauben. Wie jetzt, es ist alles in Ordnung? Sicher? Ganz sicher? Niemals ist das sicher. Bis heute war ich mir sicher, daß das ständige Gehuste bis zum Würgereiz sicherlich Mus aus dem Fötus gemacht hat. Was natürlich völliger Quatsch ist, trotzdem war ich davon überzeugt, daß das jetzt wieder ein Faktor ist, der das Pendel in Richtung Ausschabung verschieben wird. Und jetzt, nach dem Termin, denke ich nur noch daran, was das Ersttrimesterscreening in 2 Wochen wohl für Unheil bescheren wird. Verrückt. Völlig verrückt. Vielleicht wird es danach besser mit meiner kleinen gepflegten Winterdepression, dann hätten wir alle Momente, in denen in der Vorgeschichte etwas schief gelaufen ist, gut umschifft.

Toitoitoi, und dreimal über die Schulter gespuckt.

9 Gedanken zu „Alles ist gut und schön und feinstens

  1. Liebe Emma, ich drücke von Herzen ganz ganz gaaaaaanz fest die Daumen, dass dieses Mal alles feinstens bleibt und ihr nächstes Jahr Euer persönliches Wunder in Empfang nehmen könnt! Wenn es eine(r) verdient hat, dann Du/ihr! Ganz liebe Wintergrüße! P. (die sich schon ewig nicht mehr gemeldet, aber immer gespannt mit gelesen hat)

  2. Liebe Emma,

    eben habe ich Deine Gedanken über Herkunftsaufklärung bei Melle gelesen. Ich kann Dir sagen wie ich darüber denke.
    Nachdem wir den Adoptivbewerber-Kurs absolviert hatten, habe ich verstanden, wieso es so wichtig für Kinder/für Menschen ist, zu wissen woher sie kommen.
    Ich selbst bin in dem Glauben aufgewachsen, dass mein Vater auch der Mann ist, der mich gemacht hat. Mit 18 fand ich die Wahrheit heraus und hadere noch heute, 18 weitere Jahre später, damit, dass ich a) nach Strich und Faden belogen wurde und b) so gut wie nichts über meinen Erzeuger weiß.
    Wir haben uns beim Thema Adoption auch bewusst nicht gegen Babys mit anderer Hautfarbe ausgesprochen, weil dann die Dinge auf der Hand liegen und schwer zu verschweigen sind.
    Unserem Adoptivkind hätten wir schon auf dem Wickeltisch erzählt, wie es zu uns kam. Der Tag an dem wir es kennengelernt hätten, wäre ein Feiertag wie der eigentliche Geburtstag geworden. Man kann Kindern, auch sehr kleinen, ihrem Alter entsprechend auf Fragen antworten. Es ist so wichtig, dass sie wissen, wer ihre leiblichen Eltern sind, was sie u.U. von Ihnen geerbt haben (Fähigkeiten, Aussehen, Charaktereigenschaften). Der Mensch will eben wissen, wer er ist und woher er kommt. Je mehr man weiß und das dem Kind erzählt, um so besser! Aber auch wenn man nur wenig oder gar nix weiß, kann man dem Kind etwas Wahres über die Eltern erzählen.

    Ich wünsche Dir, dass Du einen guten Weg findest. Es gibt viel tolle Literatur zu dem Thema. Wenn Du magst, empfehle ich Dir etwas.

    Wie die Wirklichkeit bei uns allerdings ausgesehen hätte, wenn bei uns ein Adoptivkind leben würde… wer weiß. Klug daherschwätzen ist leicht.
    Ich muss/möchte meiner Tochter nur erklären, dass sie ein Retörtchen ist. Und das könnte schon kompliziert werden.

    Alles Liebe für Dich, Klein-E., Franzbert und den Kindesvater.

    Juli

    • Liebe Juli,
      danke für Deine Offenheit! Ich bin auch der Ansicht, daß es – zumindest im Fall Adoption – wichtig ist, keine Tabus und keine Geheimnisse zu haben. Es ist in unserem Fall jedoch sicher auch ein bißchen “ naheliegender“ oder „einfacher“ als im Fall Embryonenspende. Immerhin ist bei Adoptionen der Prozess mit der Aufnahme des Kindes noch lange nicht abgeschlossen, es gibt die Kontakte mit den leiblichen Eltern, die Möglichkeit des Austauschs mit anderen Adoptiveltern und Adoptierten uswusw. Bei der Embryonenspende gibt es keine greifbaren leiblichen Eltern und das „Prozedere“ ist mit dem Transfer eigentlich vorbei. Alles was psychologischer- oder moralischerseits daraus erwächst liegt dann ausschließlich in Deinen Händen. Bei der Adoption auch, aber dennoch habe ich das Gefühl, mir auch Hilfestellung holen zu können wenn wir es brauchen und eine Art Netzwerk zu haben. Ich bin wie Du der Ansicht, daß Kinder ein Recht auf die Wahrheit haben, und ich bin überzeugt davon, daß Kinder, die mit dem Wissen um ihre Herkunft aufwachsen, sicher keinen Schaden davontragen sondern nochmal mehr eine Chance bekommen, Selbstbewusstsein und Vertrauen in andere zu entwickeln.
      Wir haben Klein-E ein Fotobuch gemacht mit unseren Familienangehörigen und ihrer Bauchmama und erzählen ihr, wenn sie das Buch anschaut, von ihr. Das ist sozusagen unser Anfang. Ich glaube, daß Kinder emotional schon mehr begreifen als man so denkt.
      Ich mache mir derzeit einen Kopf, wie es werden wird mit adoptiertem und leiblichen Kind. Es wäre schrecklich, wenn sich Klein-E zurückgesetzt fühlen würde. Ich hoffe, daß wir das auffangen können.
      LG, Emma

      • Ach so, zum Thema Literatur: die Bücher von Irmela Wiemann finde ich toll. Hinsichtlich Kinderbüchern Habe ich ein paar wenige gefunden aber wenn Du da einen Tipp hättest, immer her damit!

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