Jeden Tag denke ich: jetzt setzte Dich hin, schreibste was. Und dann kommt doch immer irgendwas dazwischen. Ein Anruf, ein Schrei, ein Klingeln, ein Schmatzen, ein Windelgeknatter, 3 Wochen Kita- Urlaub, die Liste könnte ich endlos fortsetzen. Unsere Tage sind oft chaotisch und meistens schön, manchmal könnte ich trotz Schlafentzug Bäume ausreissen und manchmal bin ich tagsüber nur mit Überleben beschäftigt. Wunderbar ist, dass beide Kinder oftmals ab 8 Uhr schlafen (Klein-H zumindest 3-4 Stunden), sodass wir am Abend noch ein paar Dinge geregelt bekommen, für die tagsüber keine Zeit ist. z.B. reden. Oder essen. Oder den ganzen Papierkram bzgl Elterngeld, Krankenversicherung, Änderung der KiTa-Gebühren usw. Wer denkt sich diesen ganzen Formularscheiss eigentlich aus? Verbeamtete Sadisten? Ich frage mich immer, wie jemand durch die jeweils tausend Seiten Kleingedrucktes durchsteigen soll, der nur spärlich deutsch versteht. Muss das alles so kompliziert sein?
Nachdem Klein-H am 23.7. um 00:57 Uhr mit 50cm und 3240g zu uns stiess (nach 24 Stunden Wehen und sekundärem Kaiserschnitt) hat sich alles verändert. Unser bis dahin gut eingespieltes Dreierteam muss und darf sich nun auf eine vierte Person um- und einstellen, was nicht nur für Klein-E eine echte Herausforderung darstellt. Es fängt schon damit an, dass ich einem 20 Monate alten Kind kaum plausibel machen kann, warum ich wegen des Kaiserschnitts das Baby tragen darf, sie aber erst einmal nicht. Oder warum sie plötzlich warten muss, bis ich mit ihr spiele, weil H gerade gewickelt oder gestillt wird. Sie geht lieb mit ihrem Bruder um, steckt ihm den Schnuller in den Mund oder streichelt ihn, aber gerade in den ersten Tagen nach der Geburt merkte man deutlich, wie sehr sie und wir alle emotional durcheinandergewirbelt waren. Eine immense Entlastung ist, dass P in den ersten 8 Wochen ebenfalls zu Hause ist und wir uns wirklich neu als Familie sortieren können.
Ich könnte mich jetzt darin ergehen, wie wahnsinnig süß Klein-H ist. Wie schick seine Frisur bereits bei Geburt saß. Seine großen Augen. Seine weiche Haut, die riesigen Füße, sein Babygeruch. Ich belasse es aber erst einmal dabei, die Nacht ist kurz.
P.S. Wieso erzählt einem eigentlich keiner, wie archaisch eine Geburt ist? Man hat ja so eine Vorstellung davon, wie es sein wird und v.a. wie wenig wehleidig man selber ist und überhaupt, aber das übertrifft dann doch alles, was man sich vorstellen kann. Vermutlich würde keiner mehr Kinder bekommen, wenn es keine Hormone gäbe.
PPS. Das Allerschlimmste, was ich mir im Vorfeld ausgemalt habe war, mit nacktem Hintern im Vierfüßlerstand die Wehen zu veratmen und eine Hebamme steht daneben und feuert mich cheerleadermäßig an. Die Realität war: es war mir irgendwann einfach nur noch scheissegal. Ich wollte einfach nur, dass es vorbei ist, und wenn sich Klein-Hs Dickschädel nicht am Ausgang verklemmt hätte wäre es vermutlich schon am 22. soweit gewesen.
PPPS. Noch im Kreissaal dachte ich: was will ich hier eigentlich? Du bekommst doch kein Kind, näää, niemals. Ich gehe jetzt.
PPPPS. Wirklich erstaunlich war, dass Klein-E zu dem Zeitpunkt, als die Wehen nachts einsetzten, wach wurde. Und sie wird schon lange nicht mehr nachts wach. Leider blieb sie dann natürlich wach, was einem entspannten Wehen veratmen etwas zuwider lief. Aber man kann nicht alles haben.
PPPPPS. Eltern, die helfen wollen, sind oft anstrengender als Eltern, die einfach nur als Besuch da sind.
PPPPPPS. Nach der Geburt war ich stolz auf meinen Körper, was er geleistet hat, v.a. wie zügig ich keine Schmerzen mehr hatte und der Bauch weniger wurde. Aktuell hat sich der Stolz wieder etwas abgenutzt, denn ich bekomme eine Glatze. Meine Haare fallen seit ein paar Tagen büschelweise aus. Nein, eine Schwangerschaft macht einen sicherlich nicht schöner. Auch das sagt einem vorher niemand.